Die Re-Familialisierung und Kommunalisierung der öffentlichen Kinderbetreuung in Sachsen in den 1990er-Jahren

Autor/innen

  • Marlen Borchardt Universität Jena

DOI:

https://doi.org/10.32387/prokla.v53i212.2066

Schlagworte:

Kommunalisierung, öffentliche Kinderbetreuung, Ostdeutschland, Re-Familialisierung

Abstract

Die Veränderung der Geschlechterverhältnisse im Zuge der Transformation Ostdeutschlands ab 1989/90 wurde in der Forschung bisher wenig beleuchtet. Dabei stellt die öffentliche Kinderbetreuung für die Regulation der Geschlechterverhältnisse einen konstitutiven Bereich in der Gesellschaft dar. Der Artikel untersucht am Beispiel des Freistaats Sachsen die Transformation der ostdeutschen Kinderbetreuung im Verlauf der 1990er-Jahre und legt dar, inwieweit diese durch einen Prozess der Re-Familialisierung der Kleinkindbetreuung sowie der Kommunalisierung der Kindertagesstätten gekennzeichnet war. Beide Prozesse gemeinsam führten dazu, dass das öffentliche Angebot an Kinderbetreuung rationalisiert wurde und die Versorgungsstrukturen weitgehend abgebaut wurden.

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Veröffentlicht

2023-09-04

Zitationsvorschlag

Borchardt, M. (2023). Die Re-Familialisierung und Kommunalisierung der öffentlichen Kinderbetreuung in Sachsen in den 1990er-Jahren. PROKLA. Zeitschrift für Kritische Sozialwissenschaft, 53(212), 451–469. https://doi.org/10.32387/prokla.v53i212.2066

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