TY - JOUR AU - Fetscher, Iring PY - 1984/09/01 Y2 - 2024/03/29 TI - »Neo«Konservatismus und Krise JF - PROKLA. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft JA - PROKLA VL - 14 IS - 56 SE - Artikel des Heftschwerpunkts DO - 10.32387/prokla.v14i56.1436 UR - https://www.prokla.de/index.php/PROKLA/article/view/1436 SP - 7-19 AB - <p>In fast allen hochindustrialisierten Ländern der westlichen Welt können seit rund 10 Jahren »neokonservative« Tendenzen beobachtet werden. Es handelt sich um eine Art »ideologischer Offensive«, die offensichtlich den Zweck hat, auf dem Weg über die Gesinnung einer »ideologischen Hegemonie« die bestehenden ökonomischen Verhältnisse auch angesichts drohender Krisen zu stabilisieren. Zu diesen neokonservativen Tendenzen werden eine Anzahl unterschiedlicher Theorien und Ideen gerechnet, deren detaillierte Abgrenzung hier nicht zur Debatte steht. Ihnen allen gemeinsam ist jedoch das Bemühen, nicht nur den »real existierenden Sozialismus«, der durch sich selbst genügend diskreditiert ist, sondern vor allem auch den Wohlfahrtsstaat und die keynesianischen Versuche der Konjunkturstabilisierung zu bekämpfen. Die Chance zur Entwicklung solcher Theorien und Ideen wurde durch die theoretische Schwäche und Hilflosigkeit des reformistischen Sozialismus und linksliberaler Thesen eröffnet. Beide erwiesen sich als unfähig, auf die wirtschaftliche Krise (seit dem Ölpreisschock von 1973), auf die ökologischen Probleme und die zunehmende Diskrepanz zwischen den Ländern der Dritten Welt und den Industrieländern eine kreative und effektive Antwort zu geben. Zwar haben auch die Neokonservativen keine brauchbaren und praktikablen Lösungen, aber sie können doch immerhin aus der (teilweise berechtigten) Kritik an diesen Schwächen für sich selbst Kapital schlagen. Die Notwendigkeit zur Entwicklung konservativer Ideologien, Theorien und Ideen ergab sich aus der Tatsache, daß ohne eine solche »Absicherung« weder ein Abbau des Wohlfahrtsstaates im Interesse der Stärkung der Unternehmerpositionen und der Vermögenden noch eine »Beschwichtigung« der von der größten Wirtschaftkrise seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges Betroffenen möglich wäre.</p> ER -