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Kein Zweifel, nach dem Ende des 2. Weltkrieges entstand nach dem Willen der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion eine bipolare Weltordnung, die - zumindest in Europa- den heißen Krieg verhindern half. Kein Zweifel aber auch, daß die von den beiden Großmächten sich jeweils zugebilligten Einflußsphären in Europa zur Folge hatten, daß Prozesse der Veränderung in den Ländern, dieden jeweiligen Einflußsphären zugeschlagen worden waren, erschwert oder gar unmöglich wurden. Die Veränderung des status quo in den gesellschaftlichen Verhältnissen dieser Länder schien das fragile Gleichgewicht in Europa zu gefährden und ließ aus der Sicht der Großmächteauch die militärische Sicherung der Einflußsphären geboten erscheinen. Der Handlungsspielraum für oppositionelle Bewegungen in allen europäischen Ländern blieb gering,die Integration in das jeweilige Wirtschafts- und Militärbündnis durfte nicht in Frage gestellt werden. Die Formen der Sicherung der Einflußsphäre waren in Ost und West verschieden, in der Sache aber lief es stets auf dasselbe hinaus: Eine Infragestellung rief immer wieder die eine oder die andere Großmacht in mehr oder weniger direkter Form auf den Plan. In den Ländern des realen Sozialismus freilich bedeutete der Vorrang des status quo, daß auch einer demokratisch-sozialistischen Opposition, die sich mit einer bürokratisch organisierten staatssozialistischen Gesellschaftsordnung nicht abfinden wollte und die einen »Sozialismus mit menschlichem Antlitz« anstrebte, enge Grenzen gesetzt waren. Die Sowjetunion sichert ein ihrer Einflußsphäre nicht nur ihren Machtanspruch mit allen Mitteln, sie nahm auch das Recht für sich in Anspruch zu definieren, was Sozialismus ist und was nicht.
PROKLA. Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft |ISSN: 0342-8176 | Impressum und Datenschutz