Bd. 46 Nr. 182 (2016): Religion, Ökonomie und Politik

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Vor mehr als zwei Jahrzehnten prägte Samuel Huntington die Formel vom Clash of Civilizations. Zur Erklärung aktueller Konflikte wird allerdings vermehrt auf eine bestimmte Kulturform, nämlich die Religion zurückgegriffen. Meist werden bei der Analyse jedoch die politisch-ökonomische Hintergründe ausgeblendet und die kriegerischen Auseinandersetzungen als reines Kulturphänomen gesehen. Eine Untersuchung sollte jedoch beide Ebenen ins Auge fassen. Die Bedeutung von Religion erfährt nicht nur „von oben“ eine Renaissance, sondern auch an der Basis ist eine „Wiederkehr der Religiosität“ zu beobachten, der Hinweis auf den Prozess der Säkularisierung in der Modernen drückt sich deshalb um die Frage, inwieweit es nicht gerade spezifische Erscheinungen kapitalistischer Entwicklung waren, die zu gesellschaftlicher Desintegration und religiöser Hinwendung beitrugen. Es ist zu fragen: Welche Rolle spielt und spielte Religion als Möglichkeit zur Durchsetzung von Herrschaft und autoritärer Politik ebenso wie als sozialer Identitäts- und Hoffnungsanker für Deklassierte und Depravierte, wenn nicht sogar als Ausgangspunkt von Mobilisierungen für ein besseres Leben und eine bessere Gesellschaft?

Veröffentlicht: 2016-03-01

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