Bd. 27 Nr. 108 (1997): Landwirtschaft

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Die PROKLA-Redaktion bereitet ein Schwerpunkt-Heft über die Stadt vor; es soll im Winter 1997 erscheinen. Kann man über die Stadt schreiben, und über das Land schweigen? Das als Motto gewählte Zitat von Eric Hobsbawm besagt, daß dies wohl kaum Sinn macht. Zunächst entstehen Städte als seßhafte Siedlungen parallel zur Entwicklung der Landwirtschaft seit dem neolithischen Zeitalter. Städte der frühen Zeiten waren Marktplätze, Kultzentren und Verwaltungseinheiten, die häufig (zumindest im Reich der Mayas und Azteken in Zentralamerika) die Arbeit der Bauern kontrollierten und die Nahrungsmittel verteilten. Die Städte der frühen Kulturen, auch wenn sie mehrere 10.000 Einwohner hatten, blieben abhängig vom landwirtschaftlichen Überschuß. Ein großer Teil der städtischen Bevölkerung war obendrein auf dem Land vor den Toren der Stadt tätig. Erst der Aufstieg der großen Imperien veränderte das Verhältnis von Stadt und Land. Die großen Städte wie Rom oder Peking, Pataliputra und später Venedig und Genua gründeten ihre Existenz auf den Handel, zum Teil auf den Fernhandel und machten sich so vom umliegenden Land weitgehend unabhängig. Auf dem Land herrschte Abhängigkeit und Unfreiheit, aber »Stadtluft macht frei«.

Veröffentlicht: 1997-09-01