Dorothea Schmidt zum 80. Geburtstag

Ende Oktober feierte Dorothea Schmidt ihren 80. Geburtstag. Hierzu gratulieren wir als Redaktion ganz herzlich. Zu ihrem 25-jährigen Redaktionsjubiläum hatten wir bereits im Jahr 2021 betont, wie unentbehrlich sie für uns als Autorin und Redakteurin ist (siehe Editorial von Heft 205). Als ehemalige Professorin für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR) nimmt sie, beim Begutachten der Texte ebenso wie beim Verfassen eigener, immer die genaue und kritische sozialwissenschaftliche und (sozial-)geschichtliche Perspektive ein. Sie erinnert uns bei Redaktionssitzungen gerne freundlich, aber bestimmt daran, was Fredric Jameson mit dem Imperativ »stets historisieren« gefasst hat. Mit Rücksicht auf ihre ebenso genaue Begriffsarbeit ließe sich dieser Imperativ auch noch um den Anspruch erweitern, stets zu differenzieren, den sie immer einlöst und entsprechend auch von anderen einfordert – und zugleich jedes substanzlose »Begriffsgeklimper« zurückweist.

Dorotheas Publikationsliste offenbart sowohl den wirtschaftshistorischen Schwerpunkt als auch eine erstaunliche Fähigkeit, sich schnell und genau in ausgefallene Themen einzuarbeiten. Seit ihrer Dissertationsschrift »Gesellschaftliche Bedingungen bei der Entwicklung der Wohnverhältnisse und Wohnwünsche in der Bundesrepublik Deutschland seit 1945«, die 1978 an der Universität Erlangen-Nürnberg eingereicht wurde, hat sie die sozialgeschichtliche Auseinandersetzung mit Taylorismus, Betrieben, Industrie und Handwerk schnell um die Perspektiven auf Geschlecht und Klasse sowie um Faschismusanalysen erweitert. Aber auch in vermeintlich abseitigere Themen arbeitet sie sich mit erstaunlicher Begeisterung ein: Neben dem Klavierbau und Klavierspiel im 19. Jahrhundert sticht dabei ihr Buch »Die Kraft der deutschen Erde« über Das Bier im Nationalsozialismus und die Hauptvereinigung der deutschen Brauwirtschaft in Berlin-Schöneberg von 2019 heraus. Diese Arbeit reiht sich ein in Forschungen, die die Geschichte der eigenen Zunft und ihrer Wirkungsstätten reflektieren, etwa ihre Studie zur Geschichte der Studien- und Arbeitsmarktsituation von Ökonominnen sowie die zum Gebäude der heutigen HWR in der Badenschen Straße, wo an der früheren Fachhochschule für Wirtschaft in Berlin Wirtschaftswissenschaften gelehrt und gelernt wurde.

Artikel in der PROKLA

PROKLA 218:

PROKLA 213

PROKLA 212

  • Zusammen mit Friederike Maier: Geschlechterverhältnisse und Erwerbstätigkeit: Anmerkungen zu Gundula Ludwigs Artikel über Gramscis Hegemonietheorie und queer-feministische Staatstheorie. PROKLA 53(212), 537–559. https://doi.org/10.32387/prokla.v53i212.2052

PROKLA 208

PROKLA 201

PROKLA 200

PROKLA 195

PROKLA 183

PROKLA 175

PROKLA 172

PROKLA 162

PROKLA 143

PROKLA 127

PROKLA 120

PROKLA 117

PROKLA 113

PROKLA 93

Buchpublikationen

  • 2019: »Die Kraft der deutschen Erde«: Das Bier im Nationalsozialismus und die Hauptvereinigung der deutschen Brauwirtschaft in Berlin-Schöneberg. Baden-Baden. https://doi.org/10.5771/9783748900498
  • 2008: zusammen mit Andrea-Hilla Carl und Friederike Maier: Auf halbem Weg – Die Studien- und Arbeitsmarktsituation von Ökonominnen im Wandel. Edition Sigma, Reihe FHW-Forschung Band 48/49. Berlin.
  • 2002: herausgegeben zusammen mit Reinhold Reith: Kleine Betriebe – angepaßte Technologie? Hoffnungen, Erfahrungen und Ernüchterungen aus sozial- und technikhistorischer Sicht.
  • 1999: herausgegeben zusammen mit Dieter Bögenhold: Eine neue Gründerzeit – Die Wiederentdeckung kleiner Unternehmen in Theorie und Praxis. Amsterdam.
  • 1993: Massenhafte Produktion? Produkte, Produktion und Beschäftigte im Stammwerk von Siemens vor 1914. Münster.
  • 1993: Weder Ford noch Taylor – Zu Rhetorik und Praxis der Rationalisierung in den Zwanziger Jahren am Beispiel dreier Siemens-Werk. Bremen.
  • 1991: herausgegeben zusammen mit Logie Barrow und Jutta Schwarzkopf: Nichts als Unterdrückung? Geschlecht und Klasse in der englischen Sozialgeschichte. Münster.
  • 1987: herausgegeben zusammen mit Heide Gerstenberger: Normalität oder Normalisierung? Geschichtswerkstätten und Faschismusanalyse. Münster.
  • 1978: Gesellschaftliche Bedingungen bei der Entwicklung der Wohnverhältnisse und Wohnwünsche in der Bundesrepublik Deutschland seit 1945. Universität Erlangen-Nürnberg (Dissertation).

Weitere Veröffentlichungen (Auswahl)

  • 2004: »Das Klavier kann alles« – Klavierbau und Klavierspiel im 19. Jahrhundert. In: Homo faber ludens – Geschichten zu Wechselbeziehungen von Technik und Spiel, hrsg. v. Stefan Poser/Karin Zachmann, Frankfurt/M u.a.: 135ff.
  • 1999: Nicht immer Persönlichkeiten, aber stets wichtige Personen - zur wirtschaftlichen und sozialen Bedeutung des Eigentümer-Unternehmers. In: Dieter Bögenhold (Hrsg.): Unternehmensgründung und Dezentralität - Renaissance der beruflichen Selbständigkeit in Europa? Opladen-Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-663-07903-3_6
  • 1999: Nicht immer Persönlichkeiten, aber stets wichtige Personen – zur wirtschaftlichen und sozialen Bedeutung des Eigentümer-Unternehmers, in: Dieter Bögenhold (Hrsg.): Unternehmensgründung und Dezentralität – Renaissance der beruflichen Selbständigkeit in Europa? Opladen-Wiesbaden.
  • 1999: Konzeptionalisierungen von Technik und Geschlecht, in: Sabine Collmer /Peter Döge / Brigitte Fenner (Hg.): Technik – Politik – Geschlecht. Bielefeld.
  • 1998: Der Beitrag der Frauenforschung zur Untersuchung der Technikentwicklung, in: Birgit Geiss­ler, Friederike Maier, Birgit Pfau-Effinger, (Hrsg.): FrauenArbeitsMarkt: der Beitrag der Frauenforschung zur sozioökonomischen Theorieentwicklung. Berlin.
  • 1997: Guests in a Manly World: A Picture with numerous Shades, in: History and Technology 14(1/2): 147ff. https://doi.org/10.1080/07341519708581925
  • 1996: Hat das Handwerk ein Geschlecht? Handwerk und Handwerkerinnen in neuerer Zeit, in: E. Dickmann / E. Schöck-Quinteros (Hg.): Politik und Profession – Frauen in Arbeitswelt und Wissenschaft um 1900: 11ff.
  • 1994: Fidélité ou flexibilité? Des pratiques chez Siemens jusqu’ en 1914, in: Centre Pierre Léon d'Histoire Economique et Sociale, Bulletin 2-3: 11ff. https://doi.org/10.3406/pleon.1994.1479
  • 1994: Frauenarbeit – Männerarbeit – Arbeitsformen in der Bekleidungs- und in der Automobilindustrie in ihrer historischen Entwicklung und im internationalen Vergleich. In: Sabine Kratz u.a. (Hg.): Das Recht der Frauen auf Erwerb – Zentrum f. europäische Studien – Universität Trier, Bd. 21. Trier: 69ff.
  • 1992: Industrialisierung, in: R. Bauer (Hg.): Lexikon des Sozial- und Gesundheitswesens, Bd. 2. München/Wien: 981ff.
  • 1991: Taylorismus und Geschlechterverhältnis – Was der »Dritte Mann« mit dem »Tod des Gelernten« zu tun hat. In: G. Hurrle u.a. (Hg.): Arbeit und Technik im sozialen Prozeß. Marburg: 68ff.
  • 1990: Arbeiter und Arbeiterinnen in einem frühen High-Tech-Bereich: das Beispiel Siemens um die Jahrhundertwende. In: U. Raabe-Kleberg (Hg.): Besser gebildet und doch nicht gleich? Bielefeld: 95ff.
  • 1989: Produktionstechnik und Geschlechterverhältnis. In: Bildung in der Arbeitsgesellschaft/ Dokumentation des 10. Bremer Wissenschaftsforums. Bremen: 49ff.
  • 1989: Reisende soll man nicht aufhalten – Zur Geschichte der Bahnhofsmission. In: Beiträge zur Sozialgeschichte Bremens, Bd. 12/1989: 133
  • 1984: Wenn der Staat die Arbeitszeit regelt...: Die Geschichte der Arbeiterschutzgesetzgebung für Frauen im Kaiserreich und ihre Verwirklichung in Bremen. In: Leviathan 1/1984: 50ff. https://www.jstor.org/stable/23982902